Fußball-Weltmeisterschaft 1934
FIFA Fußball Weltmeisterschaft 1934 | |
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Campionato Mondiale Di Calcio | |
Anzahl Nationen | 16 (von 32 Bewerbern) |
Weltmeister | Italien (1. Titel) |
Austragungsort | Italien |
Eröffnungsspiel | 27. Mai 1934 |
Endspiel | 10. Juni 1934 |
Spiele | 17 |
Tore | 70 (∅: 4,12 pro Spiel) |
Zuschauer | 390.000 (∅: 22.941 pro Spiel) |
Torschützenkönig | Oldřich Nejedlý (5 Tore) |
Platzverweise | 1 (∅: 0,06 pro Spiel) |
Die Weltmeistermannschaft: Luigi Allemandi, Pietro Arcari, Luigi Bertolini , Felice Borel, Umberto Caligaris, Armando Castellazzi, Giuseppe Cavanna, Giampiero Combi, Attilio Demaría, Giovanni Ferrari, Attilio Ferraris, Enrique Guaita, Anfilogino Guarisi, Guido Masetti, Giuseppe Meazza, Luis Monti, Eraldo Monzeglio, Raimundo Orsi, Mario Pizziolo, Virginio Rosetta, Angelo Schiavio,Mario Varglien
Trainer: Vittorio Pozzo
WM-Viertelfinale 1934, Italien – Spanien 1:1 n.V., Wiederholungsspiel 1:0 Das erste Aufeinandertreffen beider Teams in einem Pflichtspiel gab es in Florenz bei der WM 1934. Als es nach 120 Minuten 1:1 stand, wurde ein Wiederholungsspiel angesetzt, da es seinerzeit noch kein Elfmeterschießen gab. Gastgeber Italien (Bild) gewann schließlich 1:0 durch einen Treffer des legendären Guiseppe Meazza (3., hockend von links). Am Ende wurden die Azzurri Weltmeister.
Die Endrunde der 2. Fußball-Weltmeisterschaft wurde vom 27. Mai bis zum 10. Juni 1934 in Italien ausgetragen.
Es war die erste Fußball-Weltmeisterschaft, die auf europäischem Boden ausgetragen wurde. Das Turnier erhielt einen schalen Beigeschmack, da der italienische Diktator Benito Mussolini die WM propagandistisch als Werbung für den Faschismus nutzte und der Sieg Italiens von Bestechungsvorwürfen überschattet war.
Italien konnte wie Uruguay vier Jahre zuvor den Heimvorteil nutzen und gewann seinen ersten Weltmeistertitel im entscheidenden Spiel gegen die Tschechoslowakei. Erst 32 Jahre später konnte mit England wieder der Gastgeber den Titel gewinnen. Die deutsche Fußballnationalmannschaft wurde Dritter, Österreich Vierter. Die Schweiz erreichte das Viertelfinale.
32 Nationen aus Europa (21), Afrika/Asien (3), Nord- (4) und Südamerika (4) nahmen an der Qualifikation teil. Darunter war auch der Veranstalter Italien, der sich gegen Griechenland durchsetzen musste. Die deutsche Fußballnationalmannschaft gewann gegen Luxemburg mit 9:1 und konnte sich somit als Gruppenerster in der Gruppe 8 gemeinsam mit Frankreich für die Fußball-Weltmeisterschaft in Italien qualifizieren.
Uruguay nahm als Revanche für das geringe europäische Interesse an der WM 1930 nicht teil. Auch England boykottierte die WM, da sie erneut nicht im Mutterland des Fußballs ausgetragen wurde. Für Ägypten, Deutschland, Italien, die Niederlande, Österreich, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechoslowakei und Ungarn war es die erste Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft.
12 aus Europa | Belgien | Deutschland | Frankreich | Italien |
Niederlande | Österreich | Rumänien | Schweden | |
Schweiz | Spanien | Tschechoslowakei | Ungarn | |
2 aus Südamerika | Argentinien | Brasilien | ||
1 aus Nord- und Mittelamerika | Vereinigte Staaten | |||
1 aus Afrika und Asien | Ägypten |
Modus
Das ganze Turnier wurde im K.-o.-Modus (Sieger kommt weiter, Verlierer scheidet aus) ausgespielt. Dabei gab es für das Achtelfinale acht gesetzte Mannschaften, die schätzungsweise die stärksten Teams der WM darstellten. Dies waren im Einzelnen: Argentinien, Brasilien, Deutschland, Italien, die Niederlande, Österreich, die Tschechoslowakei und Ungarn. Diesen acht Teams wurde jeweils eine Mannschaft zugelost. In den folgenden Runden spielte dann jeweils der Sieger aus Spiel 1 gegen den Sieger aus Spiel 2 usw.
Im Falle eines Unentschiedens nach der regulären Spielzeit folgte eine zweimal 15-minütige Verlängerung. Stand nach dieser immer noch kein Sieger fest, gab es einen Tag später ein Wiederholungsspiel.
Spielplan
1 Sieg nach Verlängerung
2 Sieg im Wiederholungsspiel
2 Sieg im Wiederholungsspiel
Achtelfinale
Deutschland musste gegen den Nachbarn aus Belgien spielen. Lange Zeit war es ein offenes Spiel und die Belgier führten zur Halbzeit mit 2:1, nachdem Stanislaus Kobierski die deutsche Mannschaft in Führung gebracht hatte. Nach der Pause drehten die Deutschen allerdings auf und konnten das 1:2 in ein 5:2 verwandeln. Edmund Conen erzielte dabei einen lupenreinen Hattrickund sorgte somit für ein deutliches Endergebnis zu Gunsten der Deutschen.
Guiseppe Meazza (Vierter von rechts) war einer der ersten Superstars
Italiens.
27. Mai 1934 in Rom | |||
Italien | – | USA | 7:1 (3:0) |
27. Mai 1934 in Triest | |||
Tschechoslowakei | – | Rumänien | 2:1 (0:1) |
27. Mai 1934 in Florenz | |||
Deutschland | – | Belgien | 5:2 (1:2) |
27. Mai 1934 in Turin | |||
Österreich | – | Frankreich | 3:2 n.V. (1:1, 1:1) |
27. Mai 1934 in | Genua | |||
Spanien | – | Brasilien | 3:1 (3:0) |
27. Mai 1934 in | Mailand | |||
Schweiz | – | Niederlande | 3:2 (2:1) |
27. Mai 1934 in Bologna | |||
Schweden | – | Argentinien | 3:2 (1:1) |
27. Mai 1934 in Neapel | |||
Ungarn | – | Ägypten | 4:2 (2:1) |
Viertelfinale
Die Deutschen bekamen es in der Runde der letzten Acht mit Schweden zu tun. Zwei Treffer von Karl Hohmann entschieden das Spiel zu Gunsten der Deutschen. Wie schon im Spiel gegen Belgien war die deutsche Mannschaft auch hier in der zweiten Halbzeit deutlich stärker als in der ersten. Schweden war kaum gefährlich und konnte den deutschen Sieg nie wirklich gefährden.
31. Mai 1934 in Mailand | |||
Deutschland | – | Schweden | 2:1 (0:0) |
31. Mai 1934 inTurin | |||
Tschechoslowakei | – | Schweiz | 3:2 (1:1) |
31. Mai 1934 in Bologna | |||
Österreich | – | Ungarn | 2:1 (1:0) |
31. Mai 1934 in Florenz | |||
Italien | – | Spanien | 1:1 n.V. (1:1, 1:1) |
Wiederholungsspiel:
Nur einen Tag später gab es an selber Stätte das Wiederholungsspiel zwischen Italien und Spanien. Dabei kam es zu einem Skandalspiel. Durch die Strapazen des vorangegangen Spiels setzten die Italiener vier, die Spanier sieben neue Spieler ein, unter den ausgetauschten war auch der spanische Torhüter Zamora. Beim 1:0 für die Italiener wurde der spanische Ersatztorhüter gleich von mehreren Italienern klar behindert, während sich Meazza gar bei ihm aufstützte, um so zum Kopfball zu kommen. Trotz großer Proteste der Spanier wurde der Treffer gegeben. In der Folgezeit fielen die Italiener durch unfaire Aktionen auf, die vom Schiedsrichter in den seltensten Fällen geahndet wurden. Die Spanier hatten gegen Ende der Partie drei verletzte Spieler – Auswechslungen waren nicht gestattet. Im Verlauf der Partie wurden den Spaniern zwei Elfmeter verweigert, in der zweiten Halbzeit gar zwei reguläre Tore.
1. Juni 1934 in Florenz | |||
Italien | – | Spanien | 1:0 (1:0) |
Halbfinale
Die Tschechoslowakei konnte ihrer Favoritenstellung gegenüber Deutschland gerecht werden und die erste Halbfinalpartie mit 3:1 gewinnen. Bei den Deutschen fehlte Hohmann, der im Viertelfinale die beiden Treffer für die Deutschen erzielte, verletzungsbedingt, zudem erlebte Schlussmann Willibald Kress einen schwachen Tag. In der damaligen Tagespresse wurden die Tschechoslowaken als "in jeder Phase überlegen" (Reichspost) charakterisiert. Matchwinner war Oldřich Nejedlý, der alle 3 Tore für die Tschechoslowakei erzielte.
Die Italiener schafften es trotz der Zusatzbelastung durch das Wiederholungsspiel, sich gegen Österreich durchzusetzen. Auch entschied letztendlich wiederum eine zweifelhafte Schiedsrichterleitung des Schweden Ivan Eklind, der tags zuvor noch von Benito Mussolini als persönlicher Ehrengast geladen war, über das Weiterkommen der Gastgeber. Das einzige Tor des Spiels fiel in der 18. Minute, als mehrere Italiener den österreichischen Tormann Peter Platzer mit dem Ball in den Händen über die Torlinie stießen. Ivan Eklind griff sogar selbst aktiv ins Spielgeschehen ein, indem er eine Flanke auf den freistehenden österreichischen Stürmer Karl Zischek wegköpfte.
3. Juni 1934 in Rom | |||
Italien | – | Österreich | 1:0 (1:0) |
3. Juni 1934 in Mailand | |||
Tschechoslowakei | – | Deutschland | 3:1 (1:0) |
Spiel um Platz 3
Das Spiel der Halbfinalverlierer ging zu Gunsten der Deutschen aus. Österreich ging, nachdem es im Italien-Spiel unter anderem seine Führungsfigur Matthias Sindelar durch die ungeahndet gebliebenen harten Attacken verletzungsbedingt verloren hatte, sichtlich wenig motiviert in die Partie, so dass es überraschend mit 2:3 verlor. Die letzten Aufeinandertreffen hatten noch 5:0 und 6:0 für Österreich geendet. Eine Kuriosität am Rande: Da es dieHeim-Auswärts-Regeln für Trikots noch nicht gab, traten sowohl Deutschland als auch Österreich in weiß-schwarz an. Da die Unterscheidung der Mannschaften schwer fiel, musste eine der beiden Mannschaften ein anderes Trikot überziehen. Das Los traf die österreichische Elf, die zwar noch in ihren gewohnten weißen Hemden auf den Platz lief, sich aber vor dem Anpfiff die kurzfristig aufgetriebenen blauen Trikots des SSC Neapel überzog. Beste Spieler auf Seiten der Deutschen waren Edmund Conen und Ernst Lehner. Die DFB-Auswahl wurde damit unerwartet Dritter, Österreich ebenso unerwartet im negativen Sinne Vierter.
Die Bronzemedaille der WM 1934 ging an die deutsche Mannschaft
7. Juni 1934 in Neapel | |||
Deutschland | – | Österreich | 3:2 (3:1) |
Finale
Auch im Finale profitierten die Italiener von der Schiedsrichterleistung. Der schwedische Schiedsrichter Ivan Eklind – der sich bereits in der Halbfinalpartie Österreich-Italien „ausgezeichnet“ hatte – war in der zweiten Hälfte dem teilweise überharten Spiel der Italiener gegenüber nachsichtig und verzichtete auf fällige Feldverweise. Dennoch gelang den Tschechoslowaken Mitte der zweiten Halbzeit der Führungstreffer. 10 Minuten vor Ende konnten die Italiener jedoch den Ausgleich erzielen. In der Verlängerung behielt Italien die Oberhand und gewann die Fußballweltmeisterschaft 1934.
Giampiero Combi (l.), Schiedsrichter Ivan Eklind (m.) und František Plánička (r.) vor dem Finale
10. Juni 1934 in Rom | |||
Italien | – | Tschechoslowakei | 2:1 n.V. (1:1, 0:0) |
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