FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 1978 | |
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Argentina '78 | |
Anzahl Nationen | 16 (von 106 Bewerbern) |
Weltmeister | Argentinien (1. Titel) |
Austragungsort | Argentinien |
Eröffnungsspiel | 1. Juni 1978 |
Endspiel | 25. Juni 1978 |
Spiele | 38 |
Tore | 102 (∅: 2,68 pro Spiel) |
Zuschauer | 1.700.000 (∅: 44.737 pro Spiel) |
Torschützenkönig | Mario Kempes (6 Tore) |
Gelbe Karten | 58 (∅: 1,53 pro Spiel) |
Rote Karten | 3 (∅: 0,08 pro Spiel) |
Die Endrunde zur 11. Fußball-Weltmeisterschaft wurde vom 1. bis zum 25. Juni 1978 in Argentinien ausgetragen.
Argentinien bekam den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschafts-Endrunde 1978 bereits auf dem FIFA-Kongress in London am 6. Juli 1966. Gleichzeitig wurde auch die WM 1974 an Deutschland und die WM 1982 an Spanien vergeben.
In Deutschland und Österreich ist diese Weltmeisterschaft besonders auf Grund des Zwischenrundenspiels in Córdoba zwischen den beiden Mannschaften, das Österreich mit 3:2 gewinnen konnte, in Erinnerung.
Argentinien
Der Gastgeber
Argentinien galt als sehr schwieriger Gastgeber für die Fußball-Weltmeisterschaft, da das Land seit 1976 unter Militärdiktatur stand.Folterungen, sowie das Verschwindenlassen und Ermorden von Regimegegnern waren an der Tagesordnung. Heute geht man von bis zu 30.000 Todesopfern aus, von denen die meisten einfach spurlos verschwanden (siehe Desaparecidos). Obwohl das volle Ausmaß diesesim Geheimen ausgeführten Schmutzigen Krieges erst nach dem Ende der Diktatur 1983 bekannt wurde, gab es bereits vor der WM genügend Hinweise auf die gravierenden Menschenrechtsverletzungen. In Deutschland wurde sogar darüber diskutiert, die WM aus diesem Grunde zu boykottieren, deshalb stand im Vorfeld bei der Berichterstattung der politische Aspekt in der Beurteilung des Geschehens oft im Vordergrund. Der Kommentar zur prunkvollen Eröffnungsfeier war dann auch nicht synchron zum Bild, sondern eher politisch geprägt.
XI. Fußball-Weltmeisterschaft 1978 (ARD + ZDF): Hanns-Joachim Friedrichs (Chefkoordinator ZDF), Rudi Michel (Chefkoordinator ARD)
Zweifellos sollte die WM − ähnlich wie vier Jahre später der Falklandkrieg − aus Sicht der argentinischen Machthaber die Herrschaft im Land stabilisieren. Im Gegensatz zum verlorenen Falkland-Abenteuer ging die Rechnung 1978 auch halbwegs auf, denn Argentinien veranstaltete eine WM ohne gravierende Zwischenfälle, mit Ausnahme der kurzfristig anberaumten, umstrittenen Verschiebung des letzten Zwischengruppenspiels Argentiniens gegen Peru, in dem das nachmittägliche 3:1 der Brasilianer gegen Polen mit einem 6:0 noch mehr als egalisiert wurde, wodurch Argentinien als Zwischenrunden-Gruppensieger ins Finale einzog und am Ende Weltmeister wurde. Dass einige argentinische Spieler und namentlich der Trainer César Luis Menotti alles andere als Anhänger der Diktatoren waren (Menotti verweigerte dem Präsidenten nach dem Titelgewinn den Handschlag), trübte die Freude der Obristen allerdings.
Qualifikation
Folgende Mannschaften konnten sich für die WM 1978 qualifizieren:
10 aus Europa | BRD | Frankreich | Italien | Niederlande |
Österreich | Polen | Schottland | Schweden | |
Spanien | Ungarn | |||
3 aus Südamerika | Argentinien | Brasilien | Peru | |
1 aus Nord- und Mittelamerika | Mexiko | |||
1 aus Afrika | Tunesien | |||
1 aus Asien | Iran |
Auslosung und Modus
- gesetzte Teams: Argentinien • Italien • Deutschland • Brasilien • Niederlande
- Topf 1: Polen • Schottland • Spanien
- Topf 2: Schweden • Ungarn
- Topf 3: Mexiko • Peru
- Topf 4: Frankreich • Österreich • Iran • Tunesien
Schon vor dem Beginn der Auslosung stand eine Spielpaarung bereits fest. Gastgeber Argentinien (Position 1) trifft in Gruppe 1 in seinem letzten Gruppenspiel auf Italien (Position 4). Dies geschah aus rein kommerziellen Gründen, da sehr viele Argentinier italienischer Abstammung sind und die Argentinien-Gruppe in den größten Stadien spielte. Der Titelverteidiger Deutschland wurde in Gruppe 2 für das Eröffnungsspiel gesetzt (Position 6). Rekordweltmeister Brasilien kam in Gruppe 3 (Position 12) und Vizeweltmeister Niederlande in Gruppe 4 (Position 13).
- Zunächst wurden drei europäische Mannschaften aus Lostopf 1 gezielt auf die Gruppen 2 bis 4 verteilt.
- Der Topf 2 enthielt zwei europäische Mannschaften, die gezielt den Gruppen von Argentinien und Brasilien zugelost wurden.
- Der Lostopf 3 enthielt nur zwei amerikanische Mannschaften, die gezielt den Gruppen 2 und 4 zugelost wurden. Dadurch wurde verhindert, dass zwei amerikanische Mannschaften in einer Gruppe spielten.
- Zum Schluss wurde jeder der vier Gruppen eine Mannschaft aus Topf 4 frei zugelost.
Gruppe 1 | Gruppe 2 | Gruppe 3 | Gruppe 4 |
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1: Argentinien | 5: Polen | 9: Österreich | 13: Niederlande |
2: Ungarn | 6: BRD | 10: Spanien | 14: Iran |
3: Frankreich | 7: Tunesien | 11: Schweden | 15: Peru |
4: Italien | 8: Mexiko | 12: Brasilien | 16: Schottland |
Der Austragungsmodus war der gleiche wie schon bei der WM 1974. 16 Mannschaften spielten in vier Vierergruppen. Die Gruppensieger und Gruppenzweiten zogen in die zweite Finalrunde ein. Dort wurde in zwei Vierergruppen gespielt. Die beiden Gruppensieger bestritten das Finale und die beiden Gruppenzweiten spielten um den 3. Platz.
Erste Finalrunde
2. Juni 1978 in Mar del Plata | |||
Frankreich | – | Italien | 1:2 (1:1) |
2. Juni 1978 in Buenos Aires | |||
Ungarn | – | Argentinien | 1:2 (1:1) |
6. Juni 1978 in Mar del Plata | |||
Italien | – | Ungarn | 3:1 (2:0) |
6. Juni 1978 in Buenos Aires | |||
Argentinien | – | Frankreich | 2:1 (1:0) |
10. Juni 1978 in Mar del Plata | |||
Frankreich | – | Ungarn | 3:1 (3:1) |
10. Juni 1978 in Buenos Aires | |||
Italien | – | Argentinien | 1:0 (0:0) |
Rang | Land | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Italien | 3 | 3 | 0 | 0 | 6:2 | +4 | 6:0 |
2 | Argentinien | 3 | 2 | 0 | 1 | 4:3 | +1 | 4:2 |
3 | Frankreich | 3 | 1 | 0 | 2 | 5:5 | 0 | 2:4 |
4 | Ungarn | 3 | 0 | 0 | 3 | 3:8 | -5 | 0:6 |
Zum Auftakt der Gruppe 1 hatten die erstmals seit 1966 in einer WM-Endrunde stehenden Franzosen trotz eines Blitzstarts in Mar del Plata mit 1:2 gegen die Italiener das Nachsehen. Das vonBernard Lacombe in der ersten Spielminute erzielte 1:0 genügte nicht, da die Italiener das Spiel dank des ersten WM-Endrundentreffers von Paolo Rossi und eines weiteren Tores von Zaccarelli noch gewinnen konnten. Argentiniens Auftaktspiel im Monumentalstadion endete mit einem 2:1-Erfolg gegen die Ungarn, die das Spiel nach Platzverweisen von Tibor Nyilasi und Töröcsik nur mit neun Mann beendeten. Bereits im nächsten Gruppenspiel gegen Italien ereilte die Ungarn das Aus. Nach einem 2:1-Sieg der Argentinier in ihrem zweiten Gruppenspiel gegen die Equipe Tricolore standen die Gastgeber und Italien bereits vor dem letzten Gruppenspieltag in der zweiten Finalrunde. Im abschließenden Aufeinandertreffen der beiden Teams sicherten sich die Italiener nach einem in der 67. Minute erzielten Treffer Roberto Bettegas den Gruppensieg. Als Konsequenz mussten die im Endklassement nun zweitplatzierten Argentinier in der zweiten Runde im relativ kleinen Stadion von Rosario antreten, während Italien nun dreimal im Estadio Monumental spielen durfte. Im sportlich bedeutungslosen anderen Spiel des letzten Spieltags siegten die Franzosen mit 3:1 über die Ungarn. Kurioserweise musste das Team um Michel Platini in kurzfristig organisierten, grün-weiß längsgestreiften Trikots eines argentinischen Zweitligisten, Kimberley de Mar del Plata, auflaufen, da sich ihre eigentlich für das Spiel mitgebrachten weißen Trikots im Schwarz-Weiß-Fernsehen nicht von den weißem Hemden der Ungarn unterscheiden ließen Das Spiel konnte aufgrund dieser logistischen Fehlplanung erst mit deutlicher Verspätung beginnen.
Gruppe 2
1. Juni 1978 in Buenos Aires | |||
BR Deutschland | – | Polen | 0:0 |
2. Juni 1978 in Rosario | |||
Tunesien | – | Mexiko | 3:1 (0:1) |
6. Juni 1978 in Córdoba | |||
Mexiko | – | BR Deutschland | 0:6 (0:4) |
6. Juni 1978 in Rosario | |||
Polen | – | Tunesien | 1:0 (1:0) |
10. Juni 1978 in Córdoba | |||
Tunesien | – | BR Deutschland | 0:0 |
10. Juni 1978 in Rosario | |||
Mexiko | – | Polen | 1:3 (0:1) |
Rang | Land | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Polen | 3 | 2 | 1 | 0 | 4:1 | +3 | 5:1 |
2 | BRD | 3 | 1 | 2 | 0 | 6:0 | +6 | 4:2 |
3 | Tunesien | 3 | 1 | 1 | 1 | 3:2 | +1 | 3:3 |
4 | Mexiko | 3 | 0 | 0 | 3 | 2:12 | -10 | 0:6 |
Das Eröffnungsspiel des Turniers zwischen Titelverteidiger Deutschland und dem WM-Dritten von 1974, Polen, endete 0:0. In der vor weniger als 20 000 Zuschauern in Rosario ausgetragenen zweiten Partie des ersten Spieltags siegte Tunesien mit 3:1 gegen die eigentlich favorisierten Mexikaner. Es war der erste WM-Endrundensieg einer afrikanischen Mannschaft überhaupt und blieb bis heute auch Tunesiens letzter im Rahmen eines WM-Turniers. Gegen die Mexikaner konnten im Folgenden auch die Deutschen gewinnen, die die Mittelamerikaner in ihrem zweiten Gruppenspiel in Cordoba klar mit 6:0 bezwangen. Karl-Heinz Rummenigge erzielte in dieser Partie seine ersten zwei von im Laufe seiner Karriere insgesamt neun erzielten WM-Endrundentreffern. Auch die Polen kamen in ihrem zweiten Match zu zwei Punkten. Beim 1:0 traf Grzegorz Lato, der Torschützenkönig der WM 1974, vor einer weiteren Minuskulisse in Rosario. Nach dem etwas durchwachsenen Auftakt gelang den Osteuropäern mit einem 3:1 gegen Mexiko im letzten Gruppenspiel schließlich der Gruppensieg. Dabei profitierte Polen vom 0:0 der deutschen Mannschaft gegen die auch am letzten Spieltag gut agierenden Tunesier. Das deutsche Team konnte nicht an die eigene gute Leistung gegen Mexiko anknüpfen. Torhüter Sepp Maier sicherte seiner Mannschaft mit einigen Paraden die nächste Runde.
Gruppe 3
3. Juni 1978 in Buenos Aires (Vélez) | |||
Spanien | – | Österreich | 1:2 (1:1) |
3. Juni 1978 in Mar del Plata | |||
Schweden | – | Brasilien | 1:1 (1:1) |
7. Juni 1978 in Buenos Aires (Vélez) | |||
Österreich | – | Schweden | 1:0 (1:0) |
7. Juni 1978 in Mar del Plata | |||
Brasilien | – | Spanien | 0:0 |
11. Juni 1978 in Buenos Aires (Vélez) | |||
Schweden | – | Spanien | 0:1 (0:0) |
11. Juni 1978 in Mar del Plata | |||
Brasilien | – | Österreich | 1:0 (1:0) |
Rang | Land | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Österreich | 3 | 2 | 0 | 1 | 3:2 | +1 | 4:2 |
2 | Brasilien | 3 | 1 | 2 | 0 | 2:1 | +1 | 4:2 |
3 | Spanien | 3 | 1 | 1 | 1 | 2:2 | 0 | 3:3 |
4 | Schweden | 3 | 0 | 1 | 2 | 1:3 | -2 | 1:5 |
Die brasilianische Mannschaft wusste in der Ersten Finalrunde von 1978 noch nicht zu überzeugen. Dem vor der WM hochgehandelten brasilianischen Offensivspieler Zico gelang es nicht, die in ihn gesetzten Hoffnungen zu rechtfertigen. Roberto Rivelino, ein Star der brasilianischen Mannschaften von 1970 und 1974, verlor nach dem ersten Spiel gegen Schweden seinen Stammplatz bei den Brasilianern. In jener Partie kamen die Brasilianer zu einem 1:1. Dabei wurde ihnen ein in ihren Augen eigentlich reguläres Tor nach Eckstoß in der Schlusssekunde aberkannt. Schiedsrichter Thomas aus Wales entschied zur Verärgerung der Südamerikaner, dass der Treffer nach seinem finalem Pfiff gefallen sei. Die anschließenden Proteste der brasilianischen Spieler brachten nichts ein. Im zweiten Gruppenspiel erzielte Brasilien ein 0:0 gegen Spanien. Das Weiterkommen des dreimaligen Weltmeisters sicherte erst ein 1:0-Erfolg über die zu diesem Zeitpunkt schon für die nächste Runde qualifizierten Österreicher in Mar del Plata. Diese hatten in der Qualifikation die DDR ausgeschaltet und waren für einige außenstehende Beobachter die Überraschungsmannschaft in der Gruppe 3. So konnten sie an den ersten beiden Spieltagen der Ersten Finalrunde die vor dem Turnier von einigen Beobachtern höher eingeschätzten Spanier und Schweden jeweils knapp besiegen. Maßgeblichen Anteil am Erfolg der Österreicher hatte Torjäger Hans Krankl von Rapid Wien, der sowohl beim 2:1 zum Auftakt gegen die Iberer als auch beim 1:0 gegen die Skandinavier im folgenden Gruppenspiel den Siegtreffer erzielte. Für die Schweden um Torhüter Ronnie Hellström blieb in dieser Gruppe am Ende nur Platz Vier, da sie auch das letzte Gruppenspiel gegen Spanien verloren. Spanien, Gastgeber der nächsten Weltmeisterschaft im Jahr 1982, rangierte am Ende auf Platz Drei der Gruppe, die Österreich trotz der Niederlage gegen Brasilien als Gruppensieger vor den Brasilianern abschloss.
Gruppe 4
3. Juni 1978 in Córdoba | |||
Peru | – | Schottland | 3:1 (1:1) |
3. Juni 1978 in Mendoza | |||
Iran | – | Niederlande | 0:3 (0:1) |
7. Juni 1978 in Córdoba | |||
Schottland | – | Iran | 1:1 (1:0) |
7. Juni 1978 in Mendoza | |||
Niederlande | – | Peru | 0:0 |
11. Juni 1978 in Córdoba | |||
Peru | – | Iran | 4:1 (3:1) |
11. Juni 1978 in Mendoza | |||
Schottland | – | Niederlande | 3:2 (1:1) |
Rang | Land | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Peru | 3 | 2 | 1 | 0 | 7:2 | +5 | 5:1 |
2 | Niederlande | 3 | 1 | 1 | 1 | 5:3 | +2 | 3:3 |
3 | Schottland | 3 | 1 | 1 | 1 | 5:6 | -1 | 3:3 |
4 | Iran | 3 | 0 | 1 | 2 | 2:8 | -6 | 1:5 |
Die Schotten um Trainer Ally McLeod reisten mit großen Hoffnungen nach Argentinien, nachdem sie sich in der Qualifikation gegen Europameister CSSR hatten durchsetzen können. Zu Beginn des Turniers mussten sie aber zwei Enttäuschungen hinnehmen. Gegen die Peruaner gab es am ersten Spieltag der Gruppe 4 eine 1:3-Niederlage. Dabei überragte Perus Star Teofilo Cubillas, dem unter anderem ein Freistoßtor zum 3:1 glückte. Am zweiten Spieltag erreichten die Schotten gegen WM-Neuling Iran lediglich ein 1:1-Unentschieden. Für die Qualifikation zur Zweiten Finalrunde benötigte die schottische Nationalmannschaft nun einen hohen Sieg gegen die Niederlande. Die von Ernst Happel trainierten und bei dieser Weltmeisterschaft ohne Johan Cruyff angetretenen Niederländer hatten ihren Auftakt gegen die Iraner mit 3:0 gewonnen und anschließend gegen Peru ein 0:0 erreicht. Trotz eines Führungstores durch Rob Rensenbrink per Elfmeter, dem 1000. Tor der WM-Endrunden-Geschichte, lagen sie gegen Schottland im abschließenden Gruppenspiel zwischenzeitlich mit 1:3 zurück. Schottlands Archie Gemmill gelangen in dieser Partie zwei Tore, darunter ein sehenswertes zur 3:1-Führung. Ein weiteres schottisches Tor hätte zu diesem Zeitpunkt das frühe niederländische Aus bedeutet. Doch Johnny Rep erzielte für die Niederlande den 2:3-Anschlusstreffer in der 72. Minute und besiegelte damit stattdessen das frühe Ausscheiden Schottlands. Die Niederlande platzierten sich im Endklassement hinter den Peruanern auf Rang Zwei. Peru besiegte zum Abschluss den Iran mit 4:1. Perus Cubillas gelangen in den drei Vorrundenspielen insgesamt fünf Treffer, womit er sich vorübergehend an die Spitze der Torjägerwertung setzen konnte.
Zweite Finalrunde
Gruppe A
14. Juni 1978 in Córdoba | |||
Österreich | – | Niederlande | 1:5 (0:3) |
14. Juni 1978 in Buenos Aires | |||
BR Deutschland | – | Italien | 0:0 |
18. Juni 1978 in Córdoba | |||
Niederlande | – | BR Deutschland | 2:2 (1:1) |
18. Juni 1978 in Buenos Aires | |||
Italien | – | Österreich | 1:0 (1:0) |
21. Juni 1978 in Córdoba | |||
Österreich | – | BR Deutschland | 3:2 (0:1) |
21. Juni 1978 in Buenos Aires | |||
Niederlande | – | Italien | 2:1 (0:1) |
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft verlor bei der WM 1978 in Cordoba mit 2:3 gegen Österreich
Rang | Land | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Niederlande | 3 | 2 | 1 | 0 | 9:4 | +5 | 5:1 |
2 | Italien | 3 | 1 | 1 | 1 | 2:2 | 0 | 3:3 |
3 | BR Deutschland | 3 | 0 | 2 | 1 | 4:5 | -1 | 2:4 |
4 | Österreich | 3 | 1 | 0 | 2 | 4:8 | -4 | 2:4 |
Italien, Deutschland, Österreich und die Niederlande hatten sich für diese im Monumentalstadion von Buenos Aires und in Cordoba ausgetragene Zwischenrundengruppe qualifiziert, die damit zu einer rein europäischen Angelegenheit wurde. Die italienische Mannschaft startete mit einem 0:0 gegen die Bundesrepublik, worauf am zweiten Spieltag ein italienischer 1:0-Sieg gegen die Österreicher folgte, die zuvor bereits den Niederländern deutlich mit 1:5 unterlegen waren. Am zweiten Spieltag der Gruppe A kam es außerdem zur Neuauflage des WM-Endspiels von 1974 zwischen der Bundesrepublik und der Niederlande. Die deutsche Nationalmannschaft ging zwischenzeitlich zweimal durch Rüdiger Abramczik und Dieter Müller in Führung. Sechs Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit gelang René van der Kerkhoff der Ausgleich zum 2:2-Endstand. Damit galt ein deutscher Finaleinzug vor dem letzten Spieltag als unwahrscheinlich. Nur ein relativ hoher Sieg der Deutschen über die schon ausgeschiedenen Österreicher bei einem gleichzeitigen Remis zwischen Italien und Holland hätte den Titelverteidiger doch noch ins Endspiel bringen können.
In der sogenannten Schmach von Cordoba der DFB-Elf gegen Österreich – in Österreich verständlicherweise als „Wunder von Córdoba“ bezeichnet – kam es im letzten WM-Spiel unter der Ägide von Bundestrainer Helmut Schön zu einer 2:3-Niederlage der Deutschen. Es war Österreichs erster Sieg über eine deutsche Mannschaft seit 47 Jahren. Zwei Tore, darunter das entscheidende 3:2, erzielte Hans Krankl, der daraufhin von seinen Landsleuten und insbesondere vom österreichischen Rundfunk-Reporter Edi Finger in einer als legendär eingestuften Berichterstattung gefeiert wurde. Aus sportlicher Sicht war dieses Ergebnis allerdings bedeutungslos für die Österreicher, da sie trotzdem als Gruppenletzter zusammen mit den drittplatzierten Deutschen ausschieden.
Den Gruppensieg und die Finalteilnahme sicherten sich schließlich Ernst Happels Niederländer. Beim 2:1 gegen Italien in Buenos Aires unterlief Abwehrspieler Ernie Brandts in der 19. Minute bei einem Rettungsversuch im Strafraum zunächst ein Eigentor, bei dem sich auch Stammtorwart Schrijvers verletzte, den im Folgenden Jan Jongbloed ersetzte. Brandts erzielte zu Beginn der zweiten Halbzeit mit einem Distanzschuss auch den Ausgleich nach einer inzwischen eingesetzten Drangperiode der Niederlande. Die Entscheidung in diesem Spiel besorgte Arie Haan, der ähnlich wie zuvor beim 1:1 gegen Deutschland mit einem Fernschuss aus annähernd 30 Metern Italiens Keeper Dino Zoff bezwang. Die Niederländer standen damit zum zweiten Mal hintereinander in einem WM-Endspiel.
Gruppe B
14. Juni 1978 in Mendoza | |||
Brasilien | – | Peru | 3:0 (1:0) |
14. Juni 1978 in Rosario | |||
Polen | – | Argentinien | 0:2 (0:1) |
18. Juni 1978 in Mendoza | |||
Peru | – | Polen | 0:1 (0:0) |
18. Juni 1978 in Rosario | |||
Argentinien | – | Brasilien | 0:0 |
21. Juni 1978 in Mendoza | |||
Brasilien | – | Polen | 3:1 (1:1) |
21. Juni 1978 in Rosario | |||
Peru | – | Argentinien | 0:6 (0:2) |
Mario Kempes war der beste Stürmer seiner Zeit. Der langmähnige Torjäger schoss Argentinien bei der WM 1978 im eigenen Land zum ersten WM-Titel
Rang | Land | Sp. | S | U | N | Tore | Diff. | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Argentinien | 3 | 2 | 1 | 0 | 8:0 | +8 | 5:1 |
2 | Brasilien | 3 | 2 | 1 | 0 | 6:1 | +5 | 5:1 |
3 | Polen | 3 | 1 | 0 | 2 | 2:5 | -3 | 2:4 |
4 | Peru | 3 | 0 | 0 | 3 | 0:10 | -10 | 0:6 |
In der Zwischenrundengruppe B standen die südamerikanischen Mannschaften und Polen. Gespielt wurde in Rosario und Mendoza. Die Argentinier siegten zum Auftakt mit 2:0 gegen Polen. Bei diesem Erfolg traf der spätere Torschützenkönig Mario Kempes erstmals im Turnierverlauf. Er erzielte die beiden argentinischen Treffer, verursachte mit einem Handspiel auf der Torlinie aber auch einen polnischen Elfmeter, den Kazimierz Deyna in der 38. Minute beim Stande von 0:1 aus polnischer Sicht jedoch nicht gegen Argentiniens SchlussmannUbaldo Fillol verwandeln konnte. Brasilien gewann zunächst gegen die Peruaner. Die peruanische Mannschaft unterlag auch im zweiten Gruppenspiel den Polen. Die Partie zwischen den Gastgebern und Brasilien endete mit einem 0:0-Unentschieden. César Luis Menottis Team war damit gegenüber den Brasilianern ins Hintertreffen geraten, da Letztere vor den entscheidenden Spielen über das bessere Torverhältnis verfügten. Brasilien gewann auch seine letzte Partie gegen die Polen mit 3:1. Somit brauchte Argentinien zum Erreichen des Finales einen Sieg mit mindestens vier Toren Unterschied gegenüber den schon ausgeschiedenen Peruanern, den es in Rosario mit einem 6:0-Sieg auch erreichte. Die Umstände dieses Triumphs, bei dem Kempes erneut zweimal ins Tor traf, sind bis heute umstritten. Zum einen verwunderte viele die Tatsache, dass das Spiel erst nach Abpfiff der Begegnung zwischen Brasilien und Polen angesetzt wurde, vermeintlich, damit die Argentinier wussten, welches Ergebnis sie zum Weiterkommen benötigten. Zum anderen hält sich bis heute der Verdacht, die argentinische Militärjunta hätte den hohen Sieg mit eventuellen Getreidelieferungen an den peruanischen Staat erkauft. Im Buch "Wir waren Weltmeister" von Ricardo Gotta berichten peruanische Nationalspieler von Anrufen ihres Staatschefs, von Besuchen von Videla und US-Außenminister Henry Kissinger in ihrer Kabine. Dem Verteidiger José Velazquez kam das "ziemlich komisch vor, da wurde Druck ausgeübt". Torwart Ramón Quiroga, ein gebürtiger Argentinier hatte beim 6:0 keinen guten Tag und sagte später er sei sich "sicher, dass mancher etwas genommen hat. Wir haben seltsame Dinge gesehen. Argentinien zog damit erstmals seit 1930 in ein WM-Finale ein. Brasilien kam ins Spiel um Platz 3.
Spiel um Platz 3
24. Juni 1978 in Buenos Aires | |||
Italien | – | Brasilien | 1:2 (1:0) |
Finale
Es war bis 2010 das letzte WM-Finale, in dem kein ehemaliger Weltmeister stand. Beide Länder hatten aber zuvor schon ein Endspiel verloren, Argentinien das erste 1930 und die Niederlande dasjenige des vorherigen Turniers. Das Finale verlief in einer hitzigen Atmosphäre. Bei der Anfahrt zum Stadion kam der niederländische Bus aufgrund von Massenaufläufen einheimischer Passanten nur mühsam voran. Die Niederländer warfen den Argentiniern Spielverzögerung vor, da sich diese vor dem Spiel beim Schiedsrichter über die Zulässigkeit eines Verbandes beschwerten, den René van de Kerkhof an seinem Handgelenk trug. Dadurch wurde der Anpfiff um etwa eine halbe Stunde verzögert. Mario Kempes traf als erster, bevor Dick Nanninga kurz vor Spielende noch ausgleichen konnte. Rob Rensenbrink scheiterte danach am Pfosten. In der Verlängerung trafen Kempes und Bertoni für Argentinien. Kempes sicherte sich damit auch den Titel des Torschützenkönigs.
Argentiniens Kapitän Daniel Passarella wird nach dem Sieg im WM-Finale gegen Holland gefeiert
25. Juni 1978 in Buenos Aires | |||
Niederlande | – | Argentinien | 1:3 n. V. (1:1, 0:1) |
Bemerkung: Es war das erste Finale seit dem Zweiten Weltkrieg, in dem weder Deutschland noch Brasilien stand, und erst 2006 gab es wieder ein Finale ohne Teilnahme eines dieser beiden Länder.
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