Die Endrunde zur 12. Fußball-Weltmeisterschaft wurde vom 13. Juni bis zum 11. Juli 1982 in Spanien ausgetragen. Weltmeister wurde Italien, das Deutschland im Finale 3:1 besiegte. Schon gleich bei der Vergabe wurde ein heute noch bestehender WM-Rekord aufgestellt. Denn die Entscheidung über das Gastgeberland fiel bereits auf dem FIFA-Kongress in London am 6. Juli 1966. Keine andere WM-Vergabe fällte die FIFA frühzeitiger.
Qualifikation
Insgesamt bewarben sich 107 Nationen um die 24 Endrundenplätze. Für die einzelnen Kontinente waren die Teilnehmerzahlen fest vorgegeben. Europa stellte 13 Teilnehmer, hinzu kam Spanien, das als Ausrichter automatisch qualifiziert war. WM-Plätze gab es für die ersten drei der südamerikanischen Qualifikationsrunde sowie für Argentinien, das als Titelverteidiger ebenfalls direkt qualifiziert war. Nord- und Mittelamerika, Asien und Ozeanien, sowie Afrika stellten je zwei Teilnehmer. Größte Überraschung der Qualifikation war das Ausscheiden des Vize-Weltmeisters Niederlande, die hinter Belgien, Frankreich und Irland nur den vierten Platz ihrer Gruppe belegten. Für Algerien, Honduras, Kamerun, Kuwait und Neuseeland war es die erste WM-Teilnahme überhaupt. Folgende Länder qualifizierten sich für die Endrunde:
Den südamerikanischen Gruppenköpfen Argentinien und Brasilien wurden aus Topf 1 gezielt europäische Mannschaften zugelost. Aus den Töpfen 2 und 3 wurden die Teams den sechs Gruppen völlig frei zugelost.
Die 24 Teilnehmer wurden in sechs Vorgruppen mit je vier Mannschaften eingeteilt. Die beiden ersten jeder Gruppe qualifizierten sich für die Zweite Finalrunde, die in vier Gruppen mit je drei Mannschaften ausgetragen wurde. Die Sieger der zweiten Finalrunde qualifizierten sich für das Halbfinale. Die Gewinner des Halbfinales bestritten das Finale, die Verlierer das Spiel um Platz drei.
Für Honduras war der größte Erfolg bis heute die Qualifikation zur Fußball-WM 1982.
Erste Finalrunde
In der Vorrunde der WM, die erstmals mit 24 statt wie bisher mit 16 Mannschaften ausgespielt wurde, schafften fast alle Favoriten mehr oder weniger leicht den Sprung in die Zwischenrunde. Belgien besiegte im Eröffnungsspiel den amtierenden Weltmeister Argentinien mit 1:0. Auch Algerien schlug als vermeintlich schwächerer Gegner Deutschland mit 2:1, Nordirland wurde vor Spanien und den ebenfalls stärker eingeschätzten Jugoslawen Erster in Gruppe 5. Keiner der fünf WM-Debütanten erreichte die Zwischenrunde. Spanien spielte als Gastgeber und Mitfavorit auf den WM-Titel 1:1 gegen Honduras. Der spätere Weltmeister Italien spielte 1:1 gegen Kamerun, die ungeschlagen vorzeitig aus dem Turnier ausschieden.
Zu einem umstrittenen Spiel der Vorrunde wurde das abschließende Gruppenspiel zwischen Deutschland und Österreich, das später als Nichtangriffspakt von Gijón (oder auch Schande von Gijón) bekannt wurde. Beiden Mannschaften genügte ein knapper Sieg Deutschlands, um in die Zwischenrunde zu kommen. Nach dem 1:0 für Deutschland durch Horst Hrubesch in der elften Minute stellten beide Mannschaften anscheinend alle ernsthaften Angriffsbemühungen ein. Durch den Einzug beider Mannschaften, denen Absprache vorgeworfen wurde, in die Zwischenrunde schied die vergleichsweise stark aufspielende Mannschaft aus Algerien aus dem Turnier aus. Nach diesem Spiel wurden die Regeln bei Welt- und Europameisterschaften so geändert, dass die beiden letzten Spiele einer Gruppe zur gleichen Zeit angepfiffen werden.
Nachdem Frankreich im Spiel gegen Kuwait seinen Vorsprung zum 4:1 erweitern konnte, weil ein Zuschauer pfiff und die kuwaitischen Spieler daraufhin das Spiel einstellten, stürmte der kuwaitische Scheich Fahid al-Ahmad as-Sabah das Spielfeld und drohte mit Spielabbruch, wenn das Tor nicht annulliert würde. Nach langer Diskussion gab der Schiedsrichter nach. Kurz darauf schoss Frankreich das vierte Tor erneut und gewann schließlich doch noch 4:1. Der Schiedsrichter wurde am nächsten Tag von der FIFA suspendiert und der kuwaitische Verband mit einer Strafe von 11.000 $ belegt.
Außerdem war in dieser Vorrunde einzigartig, dass Italien, als späterer Gewinner dieses Turniers, kein Spiel gewann. In einer Vorrundengruppe mit fünf Unentschieden in sechs Spielen reichte den Italienern bei gleicher Tordifferenz ein geschossenes Tor mehr gegenüber der Mannschaft aus Kamerun, um als Zweiter eine Runde weiter zu kommen. Damit war Italien die erste Mannschaft, die eine WM-Vorrunde ohne Sieg überstanden hatte. Ein Zitat eines deutschen Fernsehreporters: „Ich wette ein Dreirad gegen einen Porsche, dass Paolo Rossi ausgewechselt wird.“ Rossi blieb und wurde Torschützenkönig der WM.
Für den höchsten Sieg der Vorrunde sorgten die Ungarn. Sie schlugen El Salvador mit 10:1, zum Weiterkommen reichte es dennoch nicht.
Die Konstellation war klar und einfach: Die deutsche Mannschaft um Paul Breitner brauchte im letzten Gruppenspiel gegen den Nachbarn aus Österreich einen Sieg, um im Turnier zu bleiben. Österreich hingegen würde dank zwei Siegen aus zwei Spielen auch eine Niederlage mit maximal zwei Toren Unterschied genügen – eine gute Ausgangslage also für beide Teams. Und die war nur deswegen so klar, weil Gruppengegner Algerien sein letztes Vorrundenspiel bereits am Tag zuvor absolviert hatte. Dieser Umstand sollte sich für die Algerier, die bis dato ein gutes Turnier spielten, als fatal erweisen.
In der Zweiten Finalrunde kam es zu vier Dreiergruppen, in denen sich jeweils nur der Erstplatzierte für das Halbfinale qualifizierte.
In Gruppe A belegten am Ende die Polen vor der Sowjetunion den ersten Platz.
In Gruppe B setzte sich Deutschland gegen die Rivalen aus England und Spanien durch. Die Engländer schieden ohne Turnier-Niederlage aus. Für den Gastgeber Spanien stand bereits vor ihrem letzten Spiel gegen England ihr Ausscheiden fest. England konnte im letzten Spiel der Gruppe B mit einem Sieg gegen Spanien die nächste Runde erreichen. Da die spanische Mannschaft in ihrem „Abschiedsspiel“ noch einmal großen Einsatz zeigte statt zu resignieren, endete das Spiel 0:0. Somit qualifizierte sich Deutschland für die nächste Runde.
In der Gruppe C kam es zum Spiel zwischen Brasilien und Italien. Nachdem beide Teams Argentinien bereits schlagen konnten, hätte Brasilien aufgrund der besseren Tordifferenz bereits ein Unentschieden zum Erreichen des Halbfinals gereicht. Bei der Spielbesprechung teilte der brasilianische Trainer Tele Santana seinen Spielern mit, dass sie stets offensiv spielen und Italien keinesfalls über die Mittellinie kommen lassen sollten. Paulo Roberto Falcao, der bei der AS Rom in der Serie A spielte und den italienischen Fußball genau kannte, schlug vor, dieses eine Mal nicht „brasilianisch“ aufzutreten. Er begründete dies damit, dass die Italiener Meister der Konterattacke seien und sie sich schwerer tun würden, das Spiel zu machen, als aus der Defensive zu kontern. Seine Mannschaftskameraden sagten, dass sie, die Brasilianer, niemals defensiv spielen. Paolo Rossi, der bis dahin noch ohne Torerfolg geblieben war, erzielte alle drei Tore beim 3:2-Erfolg gegen das als WM-Favoriten eingestufte Brasilien, wobei Brasilien zwischenzeitlich zweimal ausgleichen konnte.
In Gruppe D setzten sich die Franzosen entsprechend der Erwartung vieler gegen Nordirland und Österreich durch.
Der Spielplan war so gestaltet, dass der jeweilige Verlierer des ersten Spieles jeder Gruppe im zweiten und der jeweilige Sieger im dritten Gruppenspiel gegen die Mannschaft antrat, die das erste Spiel nicht bestritten hat.
Paolo Rossi war erneut der Mann des Tages im Spiel zwischen Polen und Italien. Mit seinen beiden Toren brachte er die Squadra Azzura praktisch im Alleingang in das Finale der WM 1982. Polen war ohne seinen gelbgesperrten Stürmerstar Zbigniew Boniek chancenlos.
Legendär ist das zweite Halbfinale, die Nacht von Sevilla. Pierre Littbarski brachte die deutsche Mannschaft in Führung. Nach dem Ausgleich der Franzosen durch Michel Platini blieb es beim 1:1. In der Verlängerung führte Frankreich schon 3:1. Mit der Einwechslung von Karl-Heinz Rummenigge kam doch noch die Wende. Er traf zum 2:3, Klaus Fischer per Fallrückzieher in der 108. Minute zum 3:3. Erstmals musste ein Elfmeterschießen entscheiden. Harald Schumacher hielt gegen Six und Bossis, Horst Hrubesch schoss die deutsche Elf ins Finale. Oft wird dieses Spiel mit dem WM-Halbfinale 1970 gegen Italien (3:4 n.V.) verglichen.
Negativer Höhepunkt blieb bis heute das Foul von Schumacher an Patrick Battiston in der 57. Spielminute: Der gerade eingewechselte Franzose lief alleine auf das von Schumacher gehütete Tor zu. Dieser stürmte aus seinem Kasten und sprang - als er sah, dass er den Ball nicht mehr erreichen konnte - Battiston an. Noch in der Luft drehte Schumacher ab und rammte Battiston den Ellbogen unter das Kinn. Battiston verlor das Bewusstsein und musste auf einer Trage vom Platz gebracht werden.
Die legendäre Aufholjagd im WM-Halbfinale von1982 gegen Frankreich (3:3)
Die vom Halbfinale ausgezehrten Franzosen traten mit einer Art "B-Mannschaft" ohne Platini und Giresse an und enttäuschten. Polen gewann und wurde zum zweiten Mal nach 1974 WM-Dritter.
Finale
Beide Mannschaften spielten in einer 4-3-3 Formation. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit, in der aber Linksverteidiger Antonio Cabrini einen Foulelfmeter verschoss, brachte Paolo Rossi in der 57. Minute Italien in Führung. Danach musste Deutschland gegen die konterstarken Italiener offensiver spielen. Italien dominierte das Spiel gegen die vom kräftezehrenden Halbfinale konditionell geschwächten Deutschen. Tardelli (69.) und Altobelli (81.) erhöhten auf 3:0. Der Treffer Paul Breitners zum 1:3 in der (83.) diente nur noch der Ergebniskosmetik. Der überragende Spieler des Finales war Bruno Conti. Für viele Experten war er der beste Spieler des Turniers. Rossi errang mit seinem sechsten Treffer den Titel des Torschützenkönigs. Manfred Kaltz warf Bundestrainer Derwall später eine schlechte Taktik vor und dass er den verletzten Karl-Heinz Rummenigge aufgestellt hatte
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen